Ist eine Pleite von Evergrande eine Gefahr für die globale Wirtschaft?
Das Risiko einer globalen Finanzkrise wird durch die komplizierte, verschachtelte Struktur der über 200 Tochterunternehmen des Immobilienriesen noch verstärkt. Die Beteiligungen Evergrandes betreffen die unterschiedlichsten Branchen.
Experten meinen, dass besonders die Autoindustrie stark betroffen wäre. Es ist ein schwer durchschaubares Geflecht von Krediten und gegenseitigen finanziellen Beteiligungen.
Eine Pleite des Mutterkonzerns würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen großen Teil dieser Unternehmen ebenfalls stark in ihrer wirtschaftlichen Substanz treffen und das könnte einen Domino-Effekt nach sich ziehen.
Droht 13 Jahre nach dem Zusammenbruch der Lehman-Bank ein neuer internationaler Finanzkollaps?
Mehr als 13 Jahre ist es her, dass der Kollaps der Lehman-Bank die Wirtschaft in die größte globale Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges stürzte.
Kann der Zusammenbruch des Evergrande Firmengeflechts in der Welt wieder eine internationale Wirtschaftskrise auslösen?
Auch vor 13 Jahren waren die Voraussetzungen ähnlich. Ein Platzen der Immobilienblase in den Vereinigten Staaten hatte eine weltweite Bankenkrise zu Folge. Diese führte schlussendlich zu einem starken Einbruch der Weltwirtschaft. Es dauerte mehr als 2 Jahre, bis diese Krise überwunden wurde.
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Es gibt hier zwei unterschiedliche Szenarien
So meinen einige Experten, dass ein Zusammenbruch Evergrandes primär Folgen für die Wirtschaft Chinas haben werde. Die Weltwirtschaft würde nur marginal von einer Pleite betroffen sein.
Es gibt aber auch andere, die vor weitreichenden Folgen warnen. So warnte etwa die Deutsche Bundesbank vor spürbaren Folgen für die globale Wirtschaft.
Im Monatsbericht des November 2021 wird auf schwere internationale wirtschaftlichen Folgen von Firmenzusammenbrüchen auf dem Immobilienmarkt in China gewarnt.
Im Bericht heißt es, dass die massiven Probleme hoch verschuldeter chinesischer Immobilienfirmen auch in Deutschland und weiteren Ländern spürbare realwirtschaftliche Effekte auslösen können. Es wird befürchtet, dass die Aktienmärkte nervös werden könnten und das könnte eine Kettenreaktionzur Folge haben.
Eine massive Auswirkung auf die Wirtschaft Chinas
Unbestritten ist sicher, dass die massiven Probleme einiger Immobilienunternehmen im Reich der Mitte nicht nur dem chinesischen Immobilienmarkt, sondern der gesamten Wirtschaft gewaltige Probleme verursachen wird.
Dies trifft besonders auf den hoch verschuldeten privaten Projektentwickler Evergrande zu. Das Unternehmen mit dem Hauptsitz in Shenzhen, einer modernen Millionenmetropole im Südosten Chinas in der Nähe von Hongkong hatte bereits ein Gemetzel an der Börse von Hongkong angerichtet.
Es gab bereits in der Vergangenheit Schwierigkeiten mit den Unternehmensanleihen und Aktien von Evergrande. Es droht den Banken ein immenser Ausfall von Krediten. Damit wuchs auch an den internationalen Finanzmärkten die Angst vor einer Kettenreaktion. Viele Experten internationaler Ratingagenturen warnen, dass sich ein gewaltiger Sturm über der Kredit- und Immobilienbranche Chinas zusammengebraut hat.
Evergrande ist nicht das einzige große Unternehmen in diesen Bereichen, das in Zahlungsschwierigkeiten steckt. Nach vielen satten Jahren des chinesischen Wirtschaftswunders droht mit dem Platzen der chinesischen Immobilienblase ein unsanftes Erwachen.
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Droht das gesamte chinesische Modell zu scheitern?
Im Reich der Mitte schwächelt der Immobilienmarkt gewaltig. Ratingagenturen stufen bereits einige Immobilienfirmen auf "Ramsch Status" herab. So können mit Getreide oder sogar mit Knoblauch Anzahlungen für Wohnungen geleistet werden.
Es wurde etwa berichtet, dass das Immobilienunternehmen Central China Real Estate eine Anzahlung in der Höhe von umgerechnet etwa 24.000 Euro in Form von Weizen angenommen hatte.
Der Verkaufspreis dieser Immobilie lag bei etwa 100.000 Euro hat. Weiters schreckt auch die immer radikaler werdende Politik Pekings viele mögliche Investoren ab.
Das alles sind Anzeichen dafür, dass in China dem Immobilienmarkt langsam die Luft ausgeht.
Es gibt noch weitere Gründe für die Rückschläge in Chinas Wirtschaft
Da ist etwa die Corona-Pandemie, die mit der strikten Zero Covid Politik Chinas enorme Auswirkungen auf die internationale, aber vor allem nationale Wirtschaft hatte. Mit der steigenden Zahl der Arbeitslosen konnten sich auch immer weniger Menschen eine Wohnung kaufen oder mieten.
So sank etwa im April 2021 die Nachfrage um fast ein Drittel im Vergleich zum Monat zuvor. Im Mai diesen Jahres wurden fast 60 Prozent weniger Wohnungen verkauft als vor einem Jahr.
Das zeigte sich auch in der Entwicklung der Preise. So sanken besonders in den großen Metropolen des Landes die Preise für Wohnungen und Häuser.
Dies brachte die Immobilienentwickler in eine beträchtliche finanzielle Schieflage. Meist wurden in der Vergangenheit viele der Bauprojekte mit geliehenem Geld errichtet. Oft konnten sogar Wohnungen, die bereits verkauft waren, nicht fertig gebaut werden.
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Ist die Finanzkrise überwiegend ein chinesisches Problem?
Der Chef der Zentralbank Yi Gang möchte trotzdem nicht regulierend eingreifen. Er glaubt an die Regulationsmechanismen des freien Marktes, die seiner Meinung nach die Probleme lösen werden.
Im Allgemeinen ist die Regierung in Peking bestrebt, große Erschütterungen des Finanzsystems zu verhindern. Dies ist besonders für Anleihezeichner aus dem Ausland wichtig. Sie würden vermutlich mit Abschlägen rechnen müssen, sollten die Kredite umstrukturiert werden.
Gegenwärtig hat mit fast 20 Milliarden US-Dollar das größte ausständige Paket an ausländischen Anleihen. Horst Löchel, der an der Frankfurt School of Finance & Management das Sino-German Center leitet, bezeichnet diese Summe jedoch als vergleichsweise überschaubar und meint, dass dies zu wenig für internationale Probleme im Finanzsystem sei.
In diese Kerbe schlägt auch DWS, ein Fond der Deutschen Bank. Auch hier werden die Folgen eines Zahlungsausfalls als ein überwiegend chinesisches Problem angesehen. Weiters sind viele führende Strategen deutscher Geldinstitute davon überzeugt, dass Evergrande weder ein Finanzinstitut ist noch so global vernetzt ist, wie es bei Lehmann Brothers der Fall war.
Auch ist die Zahl der ausländischen Investoren überschaubar. In letzter Zeit hatte die chinesische Immobilienblase rund um Evergrande weder die Börsen in Europa noch in den USA besonders beunruhigt.
Aber eine merkbare Abkühlung am Immobilienmarkt in China hätte für die Preise der Rohstoffe, die die Bauindustrie benötigt, vermutlich Folgen.
Dank einer sinkenden weltweiten Nachfrage nach Baumaterialien wie Zement, Holz, Eisenerz und Stahl würde die Preisentwicklung dieser Materialien, die zuletzt begehrt und oft teuer waren, merklich gebremst oder sogar umgekehrt.
